Gehirntraining und Kognition

Wirksamkeit von Gehirntraining

Gehirntraining zur Förderung kognitiver Fähigkeiten zieht viele Menschen an. Unternehmen versprechen oft, dass diese Trainings unser Denken schärfen und altersbedingtem Verfall vorbeugen können. Doch wie effektiv sind diese Angebote tatsächlich?

Studien zeigen, dass sich durch regelmäßige Übungen die Leistung in spezifischen Aufgaben verbessern lässt. Das Gehirn passt sich den Herausforderungen an und stärkt die benötigten Verbindungen. Dies ist besonders bei Menschen mit ADHS erkennbar. Forschungen belegen, dass spielerische Aufmerksamkeitstrainings ihre Konzentration steigern können.

Die Übertragbarkeit auf andere Lebensbereiche bleibt jedoch oft begrenzt. Experten betonen, dass ein "Transfer" nur stattfindet, wenn sich das Training und die Alltagssituation ausreichend ähneln. Verbesserungen in einem Bereich stärken nicht automatisch andere kognitive Fähigkeiten.

Vielfältiges Training scheint effektiver als monotone Aufgabenserien. Erfolgreich ist oft, wer nicht nur kognitive Spiele am Bildschirm löst, sondern im echten Leben aktiv bleibt – durch soziale Interaktion, körperliche Aktivität und kontinuierliches Lernen.

Experimentelle Forschung zeigt, dass selbst intensives Training über Monate kaum den kognitiven Abbau verlangsamt. Bei älteren Menschen sind die Effekte oft vorübergehend und begrenzt. Dennoch kann Gehirntraining die mentale Fitness kurzfristig verbessern.

Kritiker bemängeln übertriebene Werbeversprechen von Anbietern. Führende Wissenschaftler warnen vor irreführenden Aussagen, die suggerieren, spezifische Programme könnten Demenz verhindern oder die Intelligenz dauerhaft steigern. Die Wahrheit liegt vermutlich in einer ausgewogenen Kombination aus Aktivitäten, die das Gehirn natürlich fordern und fördern.

Methoden des kognitiven Trainings

Das Spektrum an Möglichkeiten für kognitives Training hat sich erweitert. Digitale Apps wie Lumosity und CogniFit dominieren den Markt und bieten personalisierte Trainingspläne für spezifische kognitive Bereiche. Traditionelle Papierübungen wie Kreuzworträtsel und Sudoku spielen weiterhin eine Rolle.

Innovative Ansätze wie ViKoMotorik und Neuroathletik gewinnen an Bedeutung:

  • ViKoMotorisches Training verbindet visuelle, kognitive und motorische Fähigkeiten in einem realitätsnahen Kontext.
  • Neuroathletik konzentriert sich auf die Optimierung neuronaler Verbindungen durch gezielte Bewegungsübungen.

Eine abwechslungsreiche Mischung aus mentalen und physischen Herausforderungen verspricht die besten Ergebnisse. Der Erfolg eines kognitiven Trainingsprogramms hängt stark von der Integration in den Alltag und den individuellen Zielen ab.

Kognitive Plastizität und Alter

Die kognitive Plastizität, die Fähigkeit des Gehirns sich anzupassen und neue Verbindungen zu knüpfen, bleibt in allen Lebensphasen erhalten. Auch wenn das Ausmaß mit dem Alter abnimmt, kann das Potenzial für Veränderungen durch gezieltes Training gefördert werden.

Studien zeigen, dass ältere Erwachsene, die regelmäßig neue Fähigkeiten erlernen, einen positiven Einfluss auf ihre Gehirnstruktur und -funktion erleben können. Das Erlernen einer neuen Sprache oder eines Musikinstruments kann das Gedächtnis stärken und neue neuronale Verbindungen anregen.

Kontinuierliche mentale und soziale Stimulation ist wesentlich zur Förderung der kognitiven Plastizität im Alter. Aktivitäten, die über die Routine hinausgehen, können zur Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten beitragen. Lebensstilfaktoren wie ausgewogene Ernährung, körperliche Aktivität und ausreichend Schlaf unterstützen die geistige Gesundheit.

Ein vielseitiger Ansatz, der auf individuelle Bedürfnisse abgestimmt ist, scheint am effektivsten. Computergestütztes Training ist nützlich, aber nicht ausreichend allein. Der Einbezug realer, sozialer und körperlicher Herausforderungen bietet umfassendere Vorteile.

"Ältere Erwachsene sollten offen für Neues bleiben, um die Vorteile der kognitiven Plastizität optimal zu nutzen. Ein aktiver, lebenslanger Lernprozess bleibt der Kern eines gesunden, plastischen Gehirns über alle Altersstufen hinweg."
Ältere Person, die ein neues Instrument lernt, umgeben von Symbolen für neuronale Verbindungen

Vorteile und Einschränkungen von Gehirntrainings-Apps

Gehirntrainings-Apps bieten leicht zugängliche Übungen zur Förderung kognitiver Fähigkeiten. Ihr Vorteil liegt in der Personalisierung und Anpassungsfähigkeit an individuelle Bedürfnisse. Nutzer können gezielt an Schwächen arbeiten und Fortschritte messen.

Allerdings fehlt vielen Apps eine solide wissenschaftliche Validierung. Die Übertragbarkeit der Verbesserungen auf den Alltag ist oft unsicher. Studien zeigen, dass sich Fortschritte häufig auf die spezifisch geübten Aufgaben beschränken.

Ein weiterer Kritikpunkt ist der eingeschränkte Umfang der Übungen in manchen Apps. Wiederholte ähnliche Aufgaben können zur Routine werden und die Nutzer nicht mehr ausreichend stimulieren.

Gehirntrainings-Apps sollten nur Teil eines umfassenderen kognitiven Trainingsansatzes sein. Echte Steigerungen der kognitiven Funktionen erfordern vielseitige Ansätze, die auch reale, soziale und körperliche Aktivitäten umfassen. Apps können eine nützliche Ergänzung sein, doch wissenschaftliche Validierung und Variation ihrer Inhalte sind wichtig, um ihren wahren Nutzen zu gewährleisten.

Smartphone mit Gehirntrainings-App neben realen kognitiven Aktivitäten wie Lesen und soziale Interaktion

Fazit

Die Wirksamkeit von Gehirntraining hängt davon ab, wie gut es in den Alltag integriert wird und welche individuellen Ziele verfolgt werden. Eine Mischung aus mentalen und physischen Herausforderungen kann die kognitive Gesundheit unterstützen. Ein aktiver Lebensstil mit kontinuierlichem Lernen ist der Schlüssel zu einem gesunden, anpassungsfähigen Gehirn.

  1. Shah TM, Weinborn M, Verdile G, Sohrabi HR, Martins RN. Enhancing Cognitive Functioning in Healthly Older Adults: a Systematic Review of the Clinical Significance of Commercially Available Computerized Cognitive Training in Preventing Cognitive Decline. Neuropsychology Review. 2017;27(1):62-80.
  2. Lebowitz M, Dams-O'Connor K, Cantor J. Feasibility of computerized brain plasticity-based cognitive training after traumatic brain injury. Journal of rehabilitation research and development. 2012;49(10):1547-1556.

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