Was ist das Johari-Fenstermodell?


 

Wenn es um Gruppenarbeiten geht, sind viele Menschen eher wenig begeistert. Vielleicht noch basierend auf den Erfahrungen aus der Schule, verknüpft man diese Form der Zusammenarbeit oft mit ungleich verteilten Aufgaben, zu verschiedene Ansichten, Wettbewerbsgehabe und und Persönlichkeitskonflikten. Doch die Arbeit in einer Gruppenumgebung ist fast unvermeidlich. Egal an welchem Arbeitsplatz, man wird ihr immer wieder begegnen. Daher stellt sich dann die Frage:  “Wie geht man mit dem Thema Gruppenarbeit positiv und selbstsicher um und  wie kann man das Potenzial für Persönlichkeitskonflikte oder Missverständnisse mildern oder sogar vermeiden?” 

Ganz klassisch gibt es sowohl in der Schule, als auch in Unternehmen, dafür meistens Tagesprogramme zur Teamstärkung. Doch in diesem Artikel möchten wir dir gerne eine Alternative vorstellen: Das sogenannte Johari-Fenster-Modell.

Was ist das Johari-Fenstermodell?

Das Johari-Modell wurde 1955 von den Psychologen Joseph Lutz und Harry Ingham entwickelt und ist eine Technik zum besseren Verständnis des Selbst innerhalb einer Gruppendynamik. Der Name des Modells ist eine Kombination der beiden Vornamen.

Das Johari-Fenster kann verwendet werden, um die Kommunikation zwischen Gruppenmitgliedern zu verbessern und die Wahrnehmung des Einzelnen gegenüber anderen zu sensibilisieren. 

Das Konzept basiert auf der Überzeugung, dass Vertrauen dadurch gewonnen werden kann, dass man anderen von sich erzählt und man durch die Rückmeldungen der Kommunikationspartner mehr über sich lernt.. 

Wie der Name schon sagt, besteht die Struktur der Technik aus einem Fenster mit vier Scheiben, die in einem Raster von zwei mal zwei angeordnet sind. Jede Person, die an dieser Übung teilnimmt, wird durch ein Fenster repräsentiert, und die vier Quadranten repräsentieren persönliche Emotionen und Fakten, die dem einzelnen Individuum und anderen bekannt oder unbekannt sein können.

Was muss man dabei tun?

Eine Hauptperson erhält eine Liste von Adjektiven, aus der sie diejenigen auswählen kann, die ihre Persönlichkeit beschreiben. Anschließend wählen die anderen Mitspieler ebenfalls Adjektive aus, die diese Person beschreiben. Die Adjektive werden dann in bestimmte Scheiben des Fensters eingefügt. Diese Technik ist ein „Test“, den man machen kann, um seine eigene Persönlichkeit und seine Beziehung zu anderen besser zu verstehen.

Die 4 Johari-Fensterscheiben

(Da das Modell ursprünglich aus dem Englischen kommt, haben wir die Bezeichnungen im Original gelassen und fügen in Klammern eine Übersetzung dahinter ein. Denn oftmals lassen sich die Wörter nicht sinngemäß übersetzen, sondern nur vage)

1. OPEN (Öffnen)

Dieser Bereich enthält bekannte Informationen über die Person, einschließlich Verhalten, Einstellung, Fähigkeiten, Ansichten und Gefühle, die sowohl der Person als auch anderen bekannt sind. Die bereits ausgewählten Adjektive der Hauptperson und der anderen Spieler werden in diesen Quadranten eingeordnet.

Der Wahrheitsgehalt dieser Adjektive beruht natürlich auf dem, was das Subjekt gewählt hat, um es den anderen zu offenbaren, oder auf dem Bild, das sorgfältig konstruiert worden sein könnte. Sie kann auch das Ergebnis von persönlichen Interaktionen sein.

Wenn zum Beispiel die Hauptperson und ein bestimmter Mitarbeiter einander nicht mögen, kann sich dies in der Wahl der Gruppenadjektive widerspiegeln. Wenn es mehreren mit einem Aspekt so geht, ist dasselbe Ergebnis auch möglich. Daher ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass der „offene“ Quadrant sowohl auf den Wahrnehmungen als auch auf tatsächlichen Fakten beruhen kann.

Im Bereich der Kommunikation ist dieser erste Quadrant derjenige, in dem der Dialog ein zweiseitiger Prozess ist, was auf die Geselligkeit mit den Gruppenmitgliedern und das Feedback von ihnen hinweist. Im Idealfall ist die Beziehung effektiv und dynamisch, bei der Zuhören und Verstehen geschätzt wird und im Fokus steht.

2.  BLIND SPOT (Blinder Fleck)

Wie der Name schon andeutet, bezieht sich dieser Quadrant ausschließlich auf die Wahrnehmung der anderen Mitspieler. Denn jeder Mensch hat sogenannte “Blind Spots”, also blinde Flecken in der eigenen Wahrnehmung. Es kann aber auch sein, dass jemand sich selbst komplett anders sieht als die anderen. In jedem Falle lernt das Subjekt neues über sich. Negativ als auch positiv.

3. HIDDEN oder FAÇADE (versteckter Bereich)

Dieser Teil stellt Informationen dar, die nur dem Probanden bekannt sind, aber vor Gleichgesinnten geheim gehalten oder „versteckt“ werden. Persönliche Informationen wie Geheimnisse, vergangene Erfahrungen, vergangene Traumata, persönliche Meinungen, politische Ansichten, religiöse Gedanken, Peinlichkeiten und Schwachstellen sind Dinge, die dem Austausch in einer Gruppenumgebung vorenthalten werden dürfen.

Schüchterne und introvertierte Menschen behalten möglicherweise mehr für sich. Auch frühere schlechte Erfahrungen mit toxischen Gruppen- oder Arbeitsumgebungen können zu einem verminderten Maß an Vertrauen beitragen. 

Es wird das Argument vorgebracht, dass versteckte Informationen die Gruppendynamik negativ beeinflussen und die Kommunikation behindern. Um dieses Hindernis freizusetzen, sollten die verborgenen Informationen aufgedeckt werden. Dies ist jedoch leichter gesagt als getan, weshalb der Bereich mit einigen Schwierigkeiten verbunden ist und mehr Zeit und Geduld erfordert. 

4.  UNKNOWN (Unbekannt)

Dieser Bereich repräsentiert Informationen, die sowohl dem Subjekt als auch der Gruppe unbekannt sind. Beispielsweise verdrängte Emotionen aufgrund traumatischer Ereignisse. Es kann sich aber auch um Fähigkeiten handeln, die einfach noch nicht aufgetaucht sind. Verborgene Talente und Qualitäten bleiben unbekannt, bis sie gebraucht werden oder eine Situation eintritt, die bestimmte Ideen und Handlungen erfordert. Jemand weiß vielleicht erst dann, dass er oder sie Führungsqualitäten besitzt, wenn er oder sie dazu aufgefordert wird.

Weil sie unbekannt sind, gehören Adjektive, die weder die Hauptperson noch die anderen Mitspieler gewählt haben, in diesen letzten Bereich. In dem Versuch, das Unbekannte zu verringern, wird die offene Kommunikation gefördert und damit der „offene“ Bereich erweitert.

Die Erweiterung des „offenen“ Panels durch die Verringerung des Unbekannten und der blinden Quadranten soll zu einem großen Wissen über sich selbst und zu einer erhöhten Selbstwahrnehmung führen. Die Verkleinerung des verborgenen Quadranten, indem das Subjekt freiwillig Informationen über sich selbst preisgibt, verbessert zwischenmenschliche Beziehungen, Freundschaften und die Gruppendynamik insgesamt.

Auf diese Weise kann die Johari-Fenster-Methode auch aus persönlichen therapeutischen Gründen eingesetzt werden. Sie kann beispielsweise für Familientherapien oder Eheberatung eingesetzt werden.

Klassisch dient es als ein Mittel, mit dem unterschiedliche Menschen, die zu beruflichen oder vielleicht sozialen Zwecken zusammengebracht werden, eine akzeptable Art der Kommunikation schaffen, wodurch das Konfliktpotential verringert und ein angenehmerer Ablauf geschaffen wird.

Das Johari-Fenster: Ein großartiges Werkzeug zur Selbstentdeckung

Eine andere Interpretation des Johari-Fenster-Modells besteht darin, jede Tafel als „Persona“ zu identifizieren, so dass das Subjekt ein tieferes Verständnis des Selbst erlangen kann. 

Mit diesem Ansatz wird das open (offene) Panel zum öffentlichen Selbst. Gewöhnlich wird es als die entspannteste der Personas betrachtet. Das öffentliche Selbst fühlt sich wohl mit dem, was es ist, und es wird nicht leicht in Verlegenheit gebracht. Gut angepasst, kümmert es sich nicht wirklich darum, was andere von ihm oder ihr denken. Das kann jedoch bedeuten, dass sie die anderen und ihre Handlungen nicht wahrnehmen.

Der Blinde Fleck ist die naive Persona, was darauf hinweist, dass ihr mangelndes Selbstbewusstsein eklatant ist. Es fehlt ihnen an emotionaler Intelligenz, was es den Personen schwer macht, in einem sozialen Rahmen gut anzukommen und als ein angenehmer Kommunikationspartner anerkannt zu werden.

Das verborgene Selbst kann als das private Selbst oder die geheime Persona bezeichnet werden. Sie sind geheimnisvoll und still, sprechen wenig über sich selbst und geben nicht so leicht freiwillig Informationen preis. Sie scheinen distanziert, verschlossen und arrogant zu sein, während sie in Wirklichkeit schüchtern und introvertiert sein können. Die Geheime Person zieht es vor, sich zurückzuziehen, anstatt sich mit dem was ist auseinander zu setzten, was das Ergebnis von Kindheitstraumata oder einem persönlichen Traumata sein kann. Es besteht auch die Möglichkeit, dass sie nicht daran interessiert sind, irgendeine Selbsterkenntnis zu suchen, und sich nicht darum zu kümmern scheinen, etwas über sich selbst zu erfahren.

Die Technik entwickelt kommunikative und soziale Fähigkeiten, die unabhängig vom konkreten Arbeitsplatz täglich gebraucht werden. Wenn du einen Einblick in das gewinnen möchten, was du bist, dann wage einen Blick durch dieses Fenster und genieße die Aussicht.

Wir hoffen, dass dir der Artikel gefallen hat und du etwas neues lernen konntest.

Bleibt gesund und höre nie auf, dich weiterzuentwickeln. Danke fürs Lesen! Deine diefaktenseite 🙂

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